In der Pfalz
Wir waren mal wieder auf unserem alljährlichen Fliegerlager. Diesmal zu Saumagen, Thermik und Welle in Lachen-Speyerdorf. Um es vorweg zu nehmen: selten wurden wir so herzlich und freundlich aufgenommen, wie in der Pfalz – auch wenn die Verständigung nicht immer leicht fiel 🙂 . Dank der emsigen Betreuung von Bernd, Gerd, Karl-Heinz und all der anderen guten Geister vom FSV Neustadt/W haben wir uns vom ersten Moment an Willkommen und zuhause gefühlt. Unser bisheriger Fliegerlager-Favorit Leibertingen hat eine ernsthafte Konkurrenz bekommen 🙂
Wie in den letzten Jahren immer, so sind wir auch diesmal gefühlt mit dem halben Verein vor Ort gewesen. In der Spitze haben wir mit etwa 50 Teilnehmern den Himmel über – und an regnerischen Tagen die Wellness-Bäder in – der Pfalz unsicher gemacht.
Hintern platt geflogen
Unter der bewährten Leadership unseres Scotsman Andy konnten wir an 11 von 14 Urlaubstagen fliegen. Mit gut 300 Starts und 200 geflogenen Stunden ist jeder zu seinem Flugerlebnis gekommen. Insbesondere die erste Woche war durchweg gut – an manchen Tagen fast zu heiß. So mußten wir an einem Tag bei 36 Grad dem Baden den Vorzug geben. Gerade in dieser Woche konnten wir mit vielen Flugschülern ausgiebig Thermikfliegen üben, verbessern und vertiefen.
Alleinflüge, Umschulungen und andere Prüfungen
Wie immer in Fluglagern ist die Fliegerei ein wenig intensiver, als im Wochenendbetrieb daheim. So konnten viele „letzte Schliffe“ in die individuellen Flugfertigkeiten eingearbeitet werden. In der Konsequenz haben dann auch zwei unserer Flugschüler ihren ersten Alleinflug absolvieren können. Herzlichen Glückwunsch Lennart und Damian! In Ermangelung eines ordentlichen natürlichen Gewässers mussten wir die beiden in den Pool schmeißen, um die Hinterteile schön eng mit der Kleidung zu verkleben. Wer auf so einem Fliegerlager seine A fliegt, wird – das weiß jeder – ein besonders guter Pilot. Schließlich graben sich meist 50 und mehr Hände auf dem Hinterteil des glücklichen Alleinfliegers ein.
Zusätzlich gab’s eine Reihe von Umschulungen auf neue Flugzeugtypen sowie 2x eine B-Prüfung: Glückwunsch Emilie und Jonas.
Tesla-Winde
In Lachen gibt’s übrigens eine Elektrowinde. So konnten unsere Piloten mal in echt checken, ob der Text des beliebten Elektro-Winde Liedes Hand und Fuß hat. Die Bedienung ist schonmal kinderleicht – auch wenn der Eine oder Andere von uns hier und da ein wenig Bedienungspech hatte. Etwas Gewöhnung ist allerdings schon erforderlich. Die Beschleunigung ist absolut brutal. Selbst eine vollbeladene ASK21 hüpft in die Luft, wie sonst nur eine Ka8 bei 40kts Gegenwind. Schneller oder langsamer liegt vollständig in der Hand des Piloten – die Winde misst die Seilkraft und regelt immer eigenständig die voreingestellte Kraft. Allerdings verhaspelt sie sich auch hie und da, was dann zu einer Umrichterstörung führt. Die Winde muß dann – genau, wie ein Windows PC – einmal rebootet werden. Und jemand muß los, das Seil aus der Nachbarschaft holen und sich dort entschuldigen.
Seit Jahren Usus ist unser morgendliches Briefing, in dem wir die Tagesorganisation klären, wichtige Versorgungsfragen klären und am Ende natürlich der Queen alles Gute Wünschen. Ebenso wenig fehlen durfte abends nach dem Essen das beliebte Debriefing mit verschiedenen „Kleinen Müll- und Bordbuch-Schulen“ bevor es dann für alle ausser den Küchendienst zum bunten Teil des Abends überging. Der Pfälzer trinkt übrigens dann gern verdünnten Wein statt Bier. Hat der Wein eigentlich nicht verdient, schmeckt aber tatsächlich sehr gut.
Thermik-Welle
Bemerkenswert war der 21.7. An diesem Tag stand eine offenbar thermisch ausgelöste Welle über weiten Teilen der Pfalz. Markus, Peter, Torsten und Bernd (vom FSV) konnten diese Welle intensiv nutzen und erreichten Höhen von über 3.000m.
Natürlich hatten wir auch unsere DG1000 mit dabei. Wie jeder weiß, neigt dieses Flugzeug zu spontanem Einfahren seines Fahrwerks – meist am Boden und wenn man am Wenigsten damit rechnet. Und kein Fliegerlager wäre perfekt ohne einen anständigen Einfahrer unserer DG. Sie hat uns auch diesmal nicht enttäuscht. In unserer Verzweiflung haben wir das störrische Flugzeug dann zum nahegelegenen Hersteller gefahren. Die Jungs bei DG haben das Problem innerhalb von 2 Tagen in den Griff bekommen. Wir hoffen jetzt tatsächlich, dass die DG erst in 2-3 Jahren wieder mit derartigen Eigenmächtigkeiten überrascht.
Turnen war auch dabei
Während des mittleren Wochenendes kam auch unsere Remo zum Schleppen nach Lachen. So haben wir bei über 20 F-Schlepps, die hohe Kunst des Hinterherfliegens üben können. Unser Ding-Ding war ja auch mit. Und wenn der ein F-Schlepper sieht, juckt’s ihm in den Kunstflugfingern – egal, ob Cumulanten am Himmel stehen oder nicht. Eine Reihe von Piloten kam so zu ihrem zum Teil ersten Kunstflugerlebnis. Das alles bei bestem Wetter.
Schietwetter
Die zweite Woche begann – wie leider überall in Deutschland – mit eher durchwachsenem und am Dienstag sogar richtig miesem Wetter. An Fliegen war an diesen Tagen überhaupt nicht zu denken. So verzeichneten die umliegenden Technik-Museen und Wellness-Oasen regen Zulauf durch uns Niederrheiner. Erfreulicherweise besserte sich das Wetter in der Pfalz aber schneller, als im Rest von Deutschland. So konnten wir auch in der zweiten Woche von Mi-Fr fleißig weiter fliegen.
Saumagen und andere Eigenarten
Wer in die Pfalz fährt, muß sich einem heiklen Thema stellen: dem Saumagen. Helmut Kohl hat in seiner Zeit als Kanzler ganze Generationen von Regierungschefs mit diesem Gericht in Angst und Schrecken versetzt. Bill Clinton sagte bei der Trauerfeier des Altkanzlers: „he made me eat things I never wanted to eat“. Aber der Niederrheiner hat einen durch Flönz oder Himmel un Ääd gestählten Magen und ist auch ansonsten „nit fies“ vor kulinarischen Merkwürdigkeiten. Mutig haben auch wir uns der Herausforderung gestellt. Und wir können sagen: die Pfälzer müssen was am Marketing ändern. Saumagen ist saulecker und hat bis auf die Hülle eigentlich nix mit Magen zu tun. Im Grunde ist das eine Art Fleischkäse mit Kartoffeln drin. In der zweiten Woche waren wir dann sogar so mutig, dieses Urpfälzer Gericht für alle Teilnehmer zu kochen. Dank an Walter für’s Sponsoring. Allen hat’s geschmeckt und die sechs Saumagenbrötchen, die am nächsten Mittagssnack beteiligt waren, sind im Nu verspeist worden.
Überhaupt: das Essen. Wir verpflegen uns ja immer selber. Das ist bei 50 Mann gar nicht so einfach. Aber mit Hilfe von täglich wechselnden „Backschaftern“ ist es dem Versorgungsteam um Tina und Hartmut jeden Tag gelungen, alle Mäuler zu stopfen. Andy und Bernd haben übrigens am selben Tag Geburtstag und hatten sich spontan entschlossen, der Truppe ein Essen zu sponsorn. Und weil Markus kurz vor’m Fluglager Geburtstag hatte, hat er auch gleich mitgemacht. So haben die Drei uns zu einem 1a Spießbraten-Abend verholfen. Ganz herzlichen Dank dafür. Jetzt verstehen wir auch, warum der Pfälzer schonmal 2h vom eigenen Fliegerlager heimfliegt, um schnell mal 50 Portionen Spießbraten durch halb Deutschland zu fliegen.
Ein Wort der Warnung allerdings vor Weinsauerkraut. Dieses harmlos aussehende Gericht sollte nur in unmittelbarer Nähe eines (dann allerdings nicht mehr so) stillen Örtchen genossen werden. Die Wirkung übertrifft Dulcolax und Aktivia bei Weitem, wie Robert und Torsten erfahren mussten. Das ist definitiv nix für die Frau aus der Werbung mit dem Blähbauch.
Manche Sachen in der Pfalz sind aber auch ein wenig seltsam. Das Bier, zum Beispiel hat zum Teil sehr komische Namen:
Fazit
Trotz des in Deutschland eher mittelprächtigen Wetters konnten wir prächtig fliegen. Wir haben uns in Lachen-Speyerdorf sauwohl gefühlt und waren gewiss nicht zum letzten Mal in der Pfalz. Dank geht an alle, die mitgeholfen haben, aus diesem Urlaub so eine Runde Sache gemacht zu haben. Einige haben aber besonders doll geholfen: Bernd, Gerd und Karl-Heinz als Tagesanimateure vom FSV, Ramona als Dauerstartlistenschreiberin, Tina und Hartmut als Kombüsenteam, unsere Windenfahrer, Andy stellvertretend für die Fluglehrer und als Her Queens Chief Flight Instructor und Findus für’s Verbreiten guter Laune. Leider – wie immer, wenn ein Urlaub schön ist – gingen die 14 Tage viel zu schnell vorüber.