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Mit der DG1000 nach Düsseldorf

Mit der DG1000 nach Düsseldorf

Einmal mit der DG1000 nach Düsseldorf fliegen. Das wär’s ja, dachten sich einige Segelflieger vom Luftsportverein Grenzland e.V. Corona-bedingt ist der Verkehr auf NRWs betriebsamsten Airport nahezu gänzlich zum Erliegen gekommen. Was in kommerzieller Hinsicht eine Katastrophe für den Flughafen ist, ist für uns Luftsportler eine Chance, mal Dinge zu tun, die sonst nicht gehen. Mit der DG1000 nach Düsseldorf zum Beispiel.

Normalerweise ist der Einflug mit einem Segelflugzeug (zumal zur Landung) in die Lufträume rund um Düsseldorf kaum möglich. Zu viel Verkehr, zu hoch die Belastung der Lotsen, um ein Flugzeug hineinzulassen, dass vor allem seine Höhe und in der Konsequenz auch seinen Kurs nicht so halten kann, wie es für eine sichere Staffelung hilfreich wäre.

Des Einen Leid – des Anderen Freud. Ein Anruf bei den Lotsen in Düsseldorf brachte die Erkenntnis: ja, aus Sicht der Flugsicherung geht das. Auch die Verkehrsleiter des Flughafens zeigten sich äußerst kooperativ. Ein 30min Zeitfenster für Landung und Rückschlepp wurde uns zugestanden. Reicht locker für ne Landung, ein paar Selfies, nen Schnack mit den Flughafenleuten und den Rückstart. Bei normalem Verkehr wäre eine derart lange Blockade der Piste völlig undenkbar. Jetzt, in diesen verrückten Zeiten, kein Problem. Also: auf geht’s mit der DG1000 nach Düsseldorf.

Anflug auf die Bahn 05R in Düsseldorf

Im Flugzeugschlepp ging’s von Grefrath mit der DG1000 nach Düsseldorf. Was im dichten Berufsverkehr auf der A44 schonmal zu einer Geduldsprobe wird, ist in der Luft eine Sache von Minuten. Einflug in die Kontrollzone und Landefreigabe für die Piste 05R – alles kein Problem. So kamen die leidgeplagten Lotsen auch mal wieder zu ein wenig Funkverkehr – auch noch mit einem für die Turmbesatzung eher aussergewöhnlichen Segelflug-Schleppzug. Und unsere DG 1000 kam so zu einer Landung auf der Piste 05R.

Die DG1000 in Airbus-Territory. Das sind 20m Spannweite, die auf jedem Segelflugplatz groß wirken. Hier sieht das Flugzeug aus, wie die Rettungskapsel eines A380

Es gibt Bilder eines Flugtages in Düsseldorf aus 1955, in denen Albert Falderbaum mit einer Lo100 im Kunstflug zu sehen ist, die dann leider eine sehr laute Landung hinlegt (die ganze dramatische Geschichte dazu unter dem Link bei seinem Namen). Albert hat die Sache schwer verletzt überlebt.

Insofern: die Landung unserer Jungs war nicht die erste Landung eines Seglers in Düsseldorf. Die Leiseste vielleicht aber schon. Aber die anwesenden Verkehrsleiter (mehrere) des Flughafens konnten sich nicht erinnern, dass während ihrer Berufszeit jemals ein Segelflugzeug auf dem Flugplatz gelandet wäre. Eine Premiere der „Neuzeit“ war unser Auftauchen damit allemal.

Mit der DG1000 nach Düsseldorf
Ungewohnte Bodenfahrzeuge für einen Segelflieger (so neu und unverbeult) – und eine ungewohnte Landebahn.
Flughafen Düsseldorf: wenn Ihr mal so ein Fahrzeug über habt, ruft mal durch 🙂
Mit der DG1000 nach Düsseldorf
Das Pilotenteam vom LSV Grenzland auf normalerweise unzugänglichem Boden (v.l. Hecki, Timo und Felix)

Für den Rückflug landete unsere Remo ebenfalls in Düsseldorf und baute sich vor der DG 1000 auf. Zwei Follow-Me Fahrzeuge (bzw. ihre Besatzungen) halfen beim Wiederstart. Auch ungewöhnlich für einen Verkehrsflughafen: zwei Flugzeuge auf derselben Landebahn. Eigentlich ein No-No. In unserem Falle aber unabdingbar.

Mit der DG1000 nach Düsseldorf
Ungewohnt viel Landebahn vor dem Schleppzug
Vorbereitung für den Rückflug nach Grefrath – zwei mickrig kleine Flugzeuge auf Quadratkilometern von Beton und Asphalt.

Und so ging’s dann für die drei Grefrather Aeronauten nach kurzem Aufenthalt in Düsseldorf wieder zurück in vertrauteres Terrain. In einer Schleife rund um den Turm ging’s zurück nach Westen. Zurück in vertraute Lufträume, zurück zu Treckern, Lepos und Windenseilen.

Rückflug nach Grefrath

Mit der DG1000 nach Düsseldorf – sowas geht nicht spontan. Hecki hat in der Woche davor mit den Verantwortlichen von Flugsicherung und Flughafen gesprochen, die Sache inhaltlich vorbereitet und dann (dem Wetter sei dank) wie geplant durchgezogen. Unser Dank geht an die Mitarbeiter der Deutschen Flugsicherung und der Verkehrsleitung des Flughafens. Ohne ihre freundliche Kooperation und Bereitschaft, diesen Spaß mitzumachen, wäre so eine Aktion niemals möglich gewesen. Jetzt sind wir gespannt, ob die eine Segelfluglandung von den Statistikern der DFS im entsprechenden LIZ Bulletin erfasst wird (für Münster machen die das).

Die drei kühnen Luftfahrer warten jetzt mit einer gewissen Sorge auf die Handling-Rechnung für den Spaß. Liebe Flughafen-Verwaltung, liebe DFS: seid bitte gnädig mit unseren Jungs 🙂 – kleiner Nachtrag: bisher erweisen sich die aufgelaufenen Kosten als absolut fair. Danke dafür.

Hier noch ein Video vom Rückstart in Düsseldorf (Danke an André Bucher von der Deutschen Flugsicherung, dass wir sein Video nutzen dürfen). Man beachte, an welcher Stelle der Schleppzug in den Querabflug geht und wieviel Landebahn da noch kommt. Und erstaunt stellt man fest, wie hoch der Düsseldorfer Kontrollturm tatsächlich ist (87m laut Wikipedia).

Rückflug nach Grefrath © André Bucher

Bildnachweise: Die Bilder aus der Luft (mit Ausnahme des Titelbildes) sind © Lars Hogardt, die Bilder vom Boden und das Titelbild sind © Timo Michalak. Das Video ist © André Bucher.

Autor

Ich bin einer von ca. 25 Fluglehrern im LSV Grenzland e.V. Wenn ich nicht an der Webseite rumfummle, versuch ich möglichst oft, im Segelflugzeug zu sitzen. Nur im Winter, wenn der Segelflug am Niederrhein ruht, zieht es mich auch in Motorflugzeuge. Alles in allem hab ich so 1.100 Flugstunden und ca. 1.800 Starts auf dem Buckel.