Angeregt durch diesen lausig recherchierten Artikel, haben wir uns entschlossen, mal in loser Folge den einen oder anderen – falschen – Mythos über die Fliegerei aufzuklären. Der LSV sozusagen als Mythbuster der Sportfliegerei. [NACHTRAG, 18.4.: der Stadtspiegel hat in einem Interview mit dem Piloten die Fehler im zitierten Artikel aufgeklärt. Super Reaktion]
Spitzenreiter bei den Mythen ist natürlich der
Mythos Luftloch
Wikipedia sagt über Luftlöcher,
„dass sie die umgangssprachliche Bezeichnung [sind] für die kurzfristige Höhenänderung eines Luftfahrzeugs beim Durchfliegen von Fallböen, Thermik oder Leewellen, verursacht durch Schwerewellen oder deren Rotoren.“
Mit dieser Definition kann man als Flieger gut leben. Ein Luftloch ist in keinem Fall die kleinräumige Abwesenheit von Luft oder gar ein Vakuum. Wer im Physikunterricht aufgepasst hat, kann sich beim Wiedervorholen der Begriffe „Hauptsätze der Thermodynamik“ und „Entropie“ ganz gut selbst erklären, dass ein solches Phänomen schlicht unmöglich wäre.
Das, was ein Passagier im Flugzeug also als (zum Teil heftige) Höhenänderung wahrnimmt, wird letztlich hervorgerufen durch Turbulenzen in der Luft. Diese können unterschiedliche Ursachen haben: vorausfliegende Flugzeuge erzeugen solche Turbulenzen, Wind, der über Hindernisse (Berge, Häuser, Bäume) weht oder sogenannten Windscherungen. Dies sind erhebliche Änderungen der Windrichtung innerhalb eines sehr kleinen Höhenbandes. Meist sind sie hervorgerufen durch herannahende Fronten. Auch thermische oder Hangaufwinde sind in aller Regel turbulent und erzeugen entsprechende Höhenänderungen bei durchfliegenden Flugzeugen.
Damit wäre das einzig wahre Luftloch das hier:
Aber was ist mit Druckänderungen
Natürlich gibt es Druckänderungen in der Atmosphäre. Großräumig nennen wir sie Hochs (hoher Luftdruck) und Tiefs (tiefer Luftdruck). Der Druckunterschied ist in aller Regel aber über sehr weite Entfernungen verteilt. Je dichter Hoch und Tief beieinander liegen, desto heftiger ist die Ausgleichbewegung in der Atmosphäre – wir spüren das dann als Wind oder Sturm.
Solche Druckänderungen beeinflussen natürlich die Luftfahrt. Jeder, der schonmal 8h von Deutschland nach New York und und in 6h zurückgeflogen ist, hat den Einfluß hoher Windgeschwindigkeiten zu spüren bekommen. Obwohl das Flugzeug durch die Luft immer gleich schnell fliegt, ist es mit dem Wind natürlich schneller am Ziel. Auf dem Rückflug addieren sich die Geschwindigkeistvektoren von Luft und Flugzeug. Auf dem Weg nach New York haben sie das auch getan – aber leider mit unterschiedlichem Vorzeichen. Deswegen muss man länger sitzen.
Und was macht all das mit Segelflugzeugen?
Segelflugzeuge brauchen keinen Wind, Luftlöcher beeinflussen Sie auch nicht (siehe oben). Segelflugzeuge brauchen Aufwind. Wenn der ausbleibt, muss das Segelflugzeug irgendwann landen. Denn Segelflugzeuge sinken immer – in aller Regel mit um die 0,5m pro Sekunde. Ein Aufwind, der stärker ist, als diese Sinkrate, lässt das Flugzeug steigen. Wenn Ihr also ein gelandetes Segelflugzeug auf einem Acker seht, dann hat der Pilot keinen Aufwind mehr gefunden. Kein Luftloch, keine Notlandung – nichts von alledem war der Grund.