Know-How

Fliegerlatein

Fliegerlatein

Wie jede andere Gemeinschaft auch, verwenden Flieger untereinander Wörter, die für aussenstehende eher klingen wie Kauderwelsch. Unsere Kameraden vom LSV Hünsborn haben ein schönes Wörterbuch für Fliegerlatein geschrieben. Und auch die CAMO-Südwest hat ein paar Definitionen beigesteuert. Das wollen wir Euch nicht vorenthalten.

ATO – Approved Training Organisation. Eine zugelassene Organisation zur Ausbildung von Luftfahrtpersonal – umgangssprachlich auch Flugschule genannt. In der EU dürfen Flugschüler nur im Rahmen einer ATO fliegen lernen. Zu dieser ATO gehört ein den gesetzlichen Vorgaben entsprechender Ausbildungplan, Fluglehrer, die in der ATO gemeldet sein müssen, Flugschüler und natürlich Flugzeuge. Will heißen ein Flugschüler aus Flugschule A darf nicht ohne Aufnahme in die ATO der Flugschule B dort geschult werden. Die Überwachung der Einhaltung der Regeln obliegt in Deutschland den Luftämtern. Für uns ist das die Bezirksregierung in Düsseldorf. In NRW ist es so, dass der Dachverband „Aeroclub NRW“ formaler Betreiber der Flugschule ist (und die ATO Lizenz hat). Alle Vereine sind als Ausbildungsstandorte definiert, alle Flugzeuge, Fluglehrer und Flugschüler sind in dieser ATO gemeldet. D.h. in NRW darf jeder Fluglehrer jeden in NRW gemeldeten Flugschüler auf jedem gemeldeten Flugzeug schulen. Andere Bundesländer handhaben das zum Teil anders. Dort ist dann jeder Verein eine ATO.

Absaufen – Wenn beim Segelfliegen die Thermik nicht mehr ausreicht, um das Segelflugzeug in der Luft zu halten spricht man vom Absaufen. Insbesondere bei einem Überlandflug ist dies unangenehm, da damit eine Landung auf einem anderen Flugplatz oder auf einer Wiese verbunden ist. Die Kameraden müssen dann mit dem Anhänger in Grefrath losfahren und den abgesoffenen Piloten vom Feld holen. Der muß im Gegenzug für das leibliche Wohl der Rückholtruppe sorgen.

ARC – Die Lufttüchtigkeit der Luftfahrzeuge wird durch ARCs (Airworthiness Review Certifications) dokumentiert. Ein ARC entspricht einem ehemaligen Nachprüfschein. Das ist vergleichbar mit einer Prüfbestätigung vom TÜV. Nur beim Flugzeug ist sie immer nur ein Jahr gültig.

Aufrüsten – Das fachgerechte Zusammenstecken der Tragflächen und des Höhenruders am Rumpf des Flugzeuges.

Bart – Segelflieger nutzen die Thermik – aufsteigende warme Luft – um dadurch Höhe zu gewinnen. Bei dieser spiralförmig aufsteigenden Luft spricht man auch von Bart.

Bleiarsch – Segelflugpilot mit besonders geringem Körpergewicht, der eine gepolsterte Bleiplatte als Sitzunterlage braucht, damit der Schwerpunkt des Flugzeugs nicht zu weit hinten liegt. Insbesondere unsere jüngsten Piloten sieht man häufig mit derartigen Gewichten über den Flugplatz schleppen.

bockig – Bei böigem Wind oder starker Thermik „wird es bockig“, da ein Luftfahrzeug, je nach Größe, sich in der turbulenten Luft wie ein bockiges Reittier verhält.

CAMO – Die Conti­nuing Airwor­thi­ness Mana­ge­ment Orga­ni­sa­tion, kurz CAMO, ist ein von der EASA (Euro­päi­sche Luft­fahrt­be­hörde) geneh­mig­tes Unter­neh­men zur Aufrecht­er­hal­tung der Luft­tüch­tig­keit. Das ist für Nicht-Flieger ein komisches Konstrukt (und auch die Flieger mussten sich bei ihrer Einführung da erst dran gewöhnen). Die CAMO repariert nix am Flugzeug. Die CAMO schaut nur – ähnlich, wie eine Qualitäts-Management-Organisation in einem Unternehmen, dass die Flugtüchtigkeit eines Luftfahrtzeuges aufrecht erhalten bleibt. Reparaturen, Nachprüfungen usw. nimmt der Halter (ggfs. unter Zuhilfename eines LTB) auf Hinweis der CAMO vor.

Checkliste – beim Fliegen wird sehr viel über Checklisten geregelt. Das hat den großen Vorteil, dass man auch unter Streß nichts vergisst. Diese Checklisten befinden sich alle im sogenannte Flug- und Betriebshandbuch des Flugzeuges. Die immer verwendeten Checklisten zudem an gut sichtbaren Stellen im Flugzeug oder in Form einer laminierten Sammlung in einem Ablagefach im Flugzeug.

Fliegersprache – Sprache, die die Flieger vom gemeinen Fußvolk unterscheidet.

F-Schlepp – Flugzeugschlepp bei dem die Segelflugzeuge mit einem Motorflugzeug in die Luft gezogen werden.

Gleitzahl/Gleitverhältnis – Das im Gleitflug vorliegende Verhältnis von zurückgelegter Wegstrecke zu Höhenverlust hängt vor allem vom Luftwiderstand des betreffenden Flugzeugs und seiner Fahrt ab. Bei einer bestimmten Fahrt („bestes Gleiten“) ist das Verhältnis für ein bestimmtes Flugzeug optimal: dies ist sein Gleitverhältnis. Segelflugzeuge erreichen Gleitverhältnisse von 1:50 und höher (d.h. auf 50 m Wegstrecke 1 m Sinken), Motorflugzeuge liegen im Bereich um 1:12, Gleitschirme im Bereich um 1:9.

Hausbart – Bezeichnung für eine mit gewisser Regelmäßigkeit an stets gleicher Stelle auftretende lokale Thermik in der Nähe des betr. Segelfluggeländes.

Kuller – Heckkuller oder Hallenkuller. Vorrichtungen, mit denen man Segelflugzeuge am Boden einfacher in jede gewünschte Richtung bewegen kann, bestehend aus Halterung mit frei beweglichem Rad.

Lepo – OPEL Rückwärts geschrieben. Fahrzeuge mit denen die Seile der Winde ausgezogen werden oder die Flugzeuge zurückgezogen werden nachdem sie gelandet sind. Typischerweise reichlich heruntergekommen Kisten, die der Verein günstig oder sogar geschenkt bekommen hat. Meist von irgendwelchen wilden 14-jährigen gesteuert, die auf dem Privatgelände „Flugplatz“ damit fahren dürfen. Bei uns meist unsere orange-roten Trecker.

LTA – Eine Lufttüchtigkeitsanweisung (LTA), englisch airworthiness directive (AD), enthält eine Liste mit durchzuführenden Maßnahmen, wenn sich nach Zulassung eines Luftfahrtzeuges ein Mangel herausstellt, der die Lufttüchtigkeit eingeschränkt. Die aufgeführten Maßnahmen sollen die Lufttüchtigkeit wiederherstellen und können Inspektionen, Reparaturen etc. umfassen. Erst wenn die angeordneten Maßnahmen vorschriftsgemäß durchgeführt worden sind, darf das betroffene Luftfahrtgerät wieder in Betrieb genommen werden. Das ist so ähnlich, wie eine Rückrufmaßnahme beim Auto – allerdings in der Handhabung sehr viel strikter.

LTB – Luftfahrttechnischer Betrieb. Anders als bei Autoschraubern dürfen nur vom Luftfahrtbundesamt lizensierte Betriebe an Flugzeugen herumschrauben. Die Lizenz eines solchen LTB beschreibt auch näher, welche Art von Arbeiten er durchführen darf. Darüber hinaus ist strikt geregelt, welche Arbeiten vom Eigner / Piloten eines Flugzeuges selbst durchgeführt werden dürfen und welche Arbeiten zwingend bei einem LTB erledigt werden müssen.

Medical – Dokument, das die medizinische Flugtauglichkeit bestätigt. Je nach Lizenz und Rechten in der Lizenz müssen Piloten alle 6-24 Monate zu einer medizinischen Untersuchung. Die kann nur ein vom Luftfahrbundesamt berechtigter Luftfahrtmediziner durchführen. Nur mit einem gültigen Medical sind auch die dazu gehörogen Fluglizenzen gültig.

NOTAM – (Notice(s) to Airmen) sind Anordnungen und Informationen über temporäre oder auch permanente Änderungen der Aeronautical Information Publication (AIP), die für einen geordneten, sicheren und flüssigen Flugverkehr wichtig sind.

Platzrunde – Die Platzrunde ist ein standardisiertes An- und Abflugverfahren. Sie dient z. B. der Einleitung eines sicheren Landeanfluges, aber auch dem Schutz lärmempfindlicher Gebiete rund um den Flugplatz. Als Besonderheit in Deutschland und Österreich gibt es spezielle Anflugkarten, auf denen der Flugweg sowie die Flughöhe in der Platzrunde angegeben ist. Im Ausland gilt meist die Standard-Platzrunde nach ICAO. Der Pilot kann von der Platzrunde abweichen, wenn es die sichere Führung des Flugzeuges verlangt (z. B. Konfliktverkehr, Wolken, Leistungsvermögen des Flugzeuges etc.).

PPL – Private Pilot License / Privatpilotenlizenz. Gibt es eigentlich gar nicht, denn anders, als beim Auto, sind Flugzeuge in unzählige Kategorien eingeteilt, für die man eigene Lizenzen und/oder in die Lizenz eingetragene Typenberechtigungen benötigt. Allein Wikipedia unterscheidet (Stand 07/2020) 12 unterschiedliche Lizenzen. Wer sich genauer informieren will, schaut bei Wikipedia nach. Viele Piloten in Grefrath haben mehr als eine Lizenze und dann wird es schon schwer, einen Überblick über die mit den Lizenzen verbundenen Gültigkeitsfristen zu behalten.

Schwanz – Hinteres Ende des Flugzeuges.

Slip – Ein starker und beabsichtigter Seitengleitflug zum abbremsen und starken sinken des Flugzeuges. Wie besonders bei der Landung benutzt, wenn die Anflughöhe zu hoch ist.

(Stehende) Latte – Ein Propeller der sich nicht mehr dreht.

Theorie – 1. Alles wissenswerte, was der Flugschüler wissen muss. 2. Aller unnötiger Wissensbalast, der dann abgeworfen wird, wenn der Flugschüler seine Prüfung bestanden hat.

Thermikhut – Ein Sonnenhut mit einem schmalen Rand. Ähnlich einem Anglerhut. Entgegen der Legende produziert der keine Thermik. Da es sehr wichtig ist sich vor der Sonne zu schützen, sollte im Segelflugzeug immer ein Hut getragen werden. Gleichzeitig erlaubt der kurz Rand die Beobachtung des Luftraumes, ohne dass man den Kopf zu weit drehen muss.

Windsack – Ein Windsack ist ein in der Regel aus wetterbeständigem Nylon-Gewebe angefertigter, spitz zulaufender, an beiden Enden offener Schlauch, der an einem Mast in einigen Metern Höhe über dem Boden drehbar gelagert aufgehängt ist. Er wird vom Wind aufgeblasen. Somit zeigt der Windsack die Windrichtung und die ungefähre Windstärke an.

Wollfaden – Der Wollfaden wird vorne auf die Haube des Segelflugzeuges geklebt und zeigt an wie die Strömung am Flugzeug anliegt. Steht der Faden schief muss man die Lage des Flugzeuges korrigieren.