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Endlich mal wieder richtig fliegen!

Endlich mal wieder (richtig) fliegen!

Alpenstreckenfluglehrgang Juni 2016 in Unterwössen

Manch einer von euch kennt vielleicht noch die YY, den Ventus CM, der hin und wieder von seinem traurigen „Hänger-Dasein“ erlöst und von mir und Winfried geflogen wurde. Leider mussten wir ihn vor drei Jahren verkaufen und seitdem war mehr oder weniger „Ebbe“ an der Segelflugfront.
Ein Zustand, den man als eingefleischter Segelflieger selbstverständlich nicht allzu lange aushält! Ich wollte endlich mal wieder richtig fliegen!

Und so entschied ich mich kurzerhand, am DASSU (Deutsche Alpensegelflugschule Unterwössen) – Alpenstreckenfluglehrgang Ende Juni in Unterwössen teilzunehmen.
Also kurz eine Mail an Heiko zwecks Charterung des Ventus 2 abgeschickt, das ELT von Holger Linnartz besorgt, und schon konnte es dank der unbürokratischen Hilfe der beiden (nochmals ganz lieben Dank!) losgehen.

Jetzt lagen nur noch 750 km Autobahn zwischen mir und den Bergen!

Unterwössen liegt ca. 13 km genau südlich des Chiemsees am Fuße der Voralpen in einer der landschaftlich schönsten Gegenden Deutschlands und hat einen „eigenen“, direkt aus der Winde erreichbaren Hang, der beim Einsetzen des Talwindsystems den ganzen Tag lang mit locker 1-1,5 m/sec. trägt. Zahlreiche 5-Stunden-Kandidaten können davon ein Lied singen!

Einweisung in Unterwössen

Aber ich wollte ja nicht nur den Hang, sondern auch den Hauptkamm, die 3000-er sehen! Davor hat aber die ansässige Flugschule DASSU einen Checkflug gesetzt, der für jeden, der am Platz fliegen möchte obligatorisch ist. Durch die Lage des Platzes bedingt gibt es einige Besonderheiten, die man kennen muß. (Hangflugregeln, Bayernkurve im Falle eines Seilrisses, etwas „engere“ und schneller geflogene Platzrunde als man es aus dem Flachland kennt). Aber alles in allem kein großes Ding! Also, rein in die ASK 13, schnell die zwei Starts an der Winde (davon eine Seilrissübung mit Bayernkurve) mit Fluglehrer absolviert und dann kann es schon losgehen mit der Gebirgsfliegerei!

Alles völlig relaxed, total nett und unbürokratisch. Die Leute von der DASSU wissen, dass man dort im Urlaub ist, und eigentlich kann jeder kommen und gehen wann er will und so wie es passt. So hatte ich dann die Möglichkeit, mir schon am gleichen Tag den Ventus aufzurüsten und einen Probeflug durch die nähere Umgebung zu unternehmen, bei dem ich dann auch direkt mein Ipad mit Iglide und der anderen Avionik testen wollte.

Damit man in sein Flugzeug nicht vom Schieben nass geschwitzt einsteigen muss, kann man sich jederzeit einen „Melex“ über Funk ordern, ein elektrisch betriebenes Golf Caddy, das auch bei Bedarf einen vollbesetzten Doppelsitzer durch hohes, weiches Gras ziehen kann.
Davon gibt’s 5 Stück und die werden meistens – eigentlich wie bei uns daheim – vom Nachwuchs bewegt.

Also, Melex her, Seil dran und nichts wie ab mit dem Ventus zur F-Schlepp Startposition. Nach kurzer Sprechprobe kann’s dann losgehen; geschleppt wird mit 2 Rotax-Falken, einem UL und einer Samburo mit 115 PS für das „schwerere Gerät“.

Endlich mal wieder richtig fliegen!

Seil straff, los geht’s, kurz nach dem Abheben in ein paar Metern Höhe zunächst ausholend nach rechts und dann in einer Umkehrkurve wieder nach links über den Platz hinweg Richtung Hang. Schließlich soll ja jeder nur denkbare Aufwind die Schleppzeit verkürzen!
Als wir dann wieder auf zwischenzeitlichem Nordwestkurs Richtung Hochgernspitze unterwegs sind, bietet sich mir schon ein atemberaubender Blick über die Chiemgauer Berge. Links liegt in der Sonne glitzernd blau der Chiemsee, rechts eröffnet sich die Aussicht auf den immer noch schneebedeckten Hauptkamm und davor gelagert der Wilde Kaiser und etwas mehr Richtung Osten ragen die Loferer Steinberge hinter der Steinplatte einladend hervor. Dort will ich heute hin und mich mit dem Ventus an den schroffen Kalkhängen erst einmal „warmfliegen“.
Tief von unten heraus kommt die warme Luft auf den Südwesthängen herauf und wird gleichsam von den Kalkfelsen nach oben „kanalisiert“.

Endlich mal wieder richtig fliegen!
Ralf im Ventus (am Ende der Tragfläche zu sehen)

Das hat zur Folge, dass die Bärte relativ eng sind, dafür aber brachial stark: 4,5 m integriert und das Vario jubelt wortwörtlich in den höchsten Tönen! Also nichts wie rein, mindestens 45° Schräglage und ruhig 110 km/h auf dem Tacho, schließlich hab‘ ich ja auch noch 90l Wasser drin – so geht es wie im Fahrstuhl nach oben. Der Ventus folgt jeder kleinsten Bewegung, einfach nur super! Ein breites Grinsen legt sich auf mein Gesicht – kein schlechter Anfang. Aber die Hauptsache soll ja noch kommen, nämlich der Lehrgang. Der soll mich dann mal richtig ins Hochgebirge führen, ja, am besten auch über den Hauptkamm nach Süden, das wäre für mich Neuland! Hoffentlich spielt das Wetter mit!

Und so vergeht der erste Tag wortwörtlich wie im Fluge mit der Erkundung der näheren Umgebung: Steinplatte, Winklmoosalm, Loferer Steinberge, Leoganger, Zell am See und der Wilde Kaiser werden in Augenschein genommen.

Es ist ein tolles Erlebnis, lautlos an den Felsschründen entlang zu gleiten und dabei wahrnehmen zu können, wie man im Geradeausflug selbst schnell Höhe gewinnt, während neben einem die Bergsteiger Schritt für Schritt im Schweiße ihres Angesichts zum Gipfelkreuz kraxeln müssen!
Viel zu schnell ist dieser Flug vorbei und schon dreht sich wieder das Rad des Ventus‘ im weichen Gras des Flugplatzes.
Darüber freut sich natürlich meine „bessere Hälfte“ umso mehr, da wir noch in Ruhe Abendessen gehen können.
Im Gegensatz zu sonst kann ich mich aber eigentlich nicht richtig auf die Speisekarte konzentrieren, stattdessen gehen mir immer noch die tollen Landschaftsbilder und die Gebirgseindrücke durch den Kopf……

Beginn des Steckenfluglehrgangs

Heute geht er endlich los, der lange Alpenstreckenfluglehrgang, der für 14 Tage angesetzt ist, bei dem ich aber leider nur fünf Tage mitmachen kann.

Lehrgangsleiter ist Jan Lyczywek, ein sehr profilierter Fluglehrer der DASSU und studierter Meteorologe, der selbst schon ein Tausender über den Alpen geflogen und auch im „Segelfliegen“- Magazin zahlreiche Beiträge verfasst hat.
So gab es morgens erst einmal eine detaillierte Analyse von Top-Task und verschiedenen Wetterkarten mit nachfolgenden Diskussionen und Erläuterungen, wie man das Wettergeschehen bestmöglich in Strecke umsetzen könnte.
Und tatsächlich, heute sah es gut aus: Ein Zwischenhoch, eine leichte Südwestströmung und Toptask – Vorhersagen von 750 – 850 fliegbaren Kilometern lassen uns das Tagesvorhaben grob umreißen: zunächst nach Westen im Voralpenland, dann einen Schwenk nach Südwesten Richtung Unterengadin, von dort aus dann über die Ötztaler und Stubaier nach Sterzing, weiter an der Südseite des Hauptkamms entlang bis zu einer noch nicht festgelegten guten Stelle zur Querung des Hauptkamms Richtung Norden und damit Richtung Heimat.
!!!GEIL!!! Genau das, was ich mir insgeheim gewünscht hatte!
Und so ging’s dann auch zügig los: Schnell den Ventus aufgerüstet, Plörren verstaut, Trinksack und Pipibeutel untergebracht…..Es kann losgehen!!!!!!

Jan wartet schon mit einem Duodiscus und einem weiteren Lehrgangsteilnehmer am F-Schlepp.
Gegen 11:15 geht’s dann endlich los, ich starte als Erster und Jan kommt mit dem nächsten F-Schlepp hinterher. Zunächst erkurbeln wir uns ein paar Meter an der Hochplatte, einem Hausberg von Unterwössen. Dort merke ich, dass ich das FLARM gar nicht eingeschaltet habe, ein kurzer Schalterklick und alles ist gut – leider habe ich nur bis hierher jetzt keine IGC-Datei-Aufzeichnung – aber, was soll’s!
So setzen wir uns Richtung Westen in Bewegung, zunächst noch über die flachen Hügel des Samerberg, hüpfen über das Inntal, um am Wendelstein den ersten Bart mitzunehmen. Die Bergspitze ist total verbaut, genau wie die Zugspitze.

Interessante Gegensätze: Natur und Tourismus – Skifahren und Segelfliegen

Schließlich ist der Wendelstein ein Hauptausflugsziel für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Aber was soll’s! Wir halten uns hier nicht lange auf, sondern fliegen weiter nach Westen, südlich am Schliersee vorbei weiter Richtung Tegernsee. Rottach Egern liegt genau unter uns, vom Getümmel der Touristen bekommt man hier oben nichts mit. Eingerahmt wie ein Smaragd liegt der blau glitzernde See rechts neben mir, rundherum grüne Hügel und weiter vorne sieht man schon die hohen Berge des Karwendels. Wir fliegen weiter mit nun etwas südwestlichem Kurs südlich an Lenggries und dem Sylvensteinstausee vorbei. Südlich des Walchensees fliege ich die südliche Rippe des Karwendels an, Jan hat jedoch eine Rippe weiter nördlich besseres Steigen und so schwenke ich zu ihm herüber. Nach ein paar Kreisen in integrierten 2,5m haben wir schon bald die notwendige Höhe, um weiter Richtung Zugspitze fliegen zu können. So jagen wir unsere Flugzeuge nun mit Süd-Südwestkurs an Mittenwald vorbei an die Südflanke der Zugspitze.

Endlich mal wieder (richtig) fliegen!
Gut zu erkennen: Die Bergstation der Zugspitze

Der komplette Hang trägt, es geht im Geradeausflug mit 1,5 m/s aufwärts – bei 170 km/h. Vor uns liegt das Zugspitzplatt gleißend in der Sonne, die Schneefelder werden aber sichtbar kleiner. Das weiße Gold muss unbedingt erhalten werden, deswegen wurden weiße Folien über weite Teile des Skigebiets ausgelegt, mit denen das Abschmelzen des Schnees verlangsamt werden soll. Verhindern kann man es jedoch nicht. Der Massentourismus auf der Zugspitze bringt allerdings auch den Vorteil mit sich, dass es auch im Segelflugzeug Handyempfang gibt und ich meine Begeisterung über diesen Flug und die Eindrücke in Echtzeit „live“ meiner Frau und meinen Eltern mitteilen kann. Ich will noch ein paar Fotos schießen, da realisiere ich: Du hast die Kamera vergessen! Der Klassiker! Also die Iphone-Kamera eingeschaltet und ich traue meinen Augen nicht, was ich da für eine Meldung gezeigt bekomme: SPEICHER VOLL! War also nix mit tollen Bildern, so hoffe ich , dass wenigstens die Kollegen im Duo ein paar schöne Bilder schießen können. So versuche ich, die Eindrücke auf meiner eigenen „Festplatte“ einzubrennen…
Aber, nicht groß ärgern, dafür ist keine Zeit und dieser Flug viel zu schön!

Endlich mal wieder richtig fliegen!
Das Pustertal von oben

Es geht nun über den Fernpass an Imst vorbei weiter Richtung Landeck. Dort angekommen schwenken wir fast auf Südkurs um die Südwesthänge des Serfauser Skigebiets „abzureiten“. Mit ein paar Kreisen geht es weiter Richtung Serfaus und Laax-Flims im Unterengadin. Vor uns liegt schon bald der hohe Muttler der Samnauner Berge gleißend hell in der Mittagssonne. Auf dem Weg dorthin sehe ich links in nicht allzu großer Entfernung den Reschenstausee und im Hintergrund die gletscherbedeckten Spitzen des Ortlermassivs. Die Luft ist kristallklar, egal wohin ich sehe, überall erheben sich tausende schneebedeckte Bergspitzen, dazwischen enge Täler mit zahllosen kleinen Seen und vielen kleinen Orten, die aber im Winter über sich selbst hinauswachsen und zu Tourismusfabriken des Wintersports mutieren. Viele dieser Orte kenne ich als Skifahrer bereits, darüber jetzt allerdings in einem Ventus hinweggleiten zu können – das ist etwas ganz anderes!

Dann wird es nochmal richtig spannend…

So hänge ich meinen Gedanken nach und werde durch Jan’s Funkspruch wachgerüttelt, dass von Westen her anscheinend eine neue Luftmasse heranrückt, die thermisch nicht mehr so aktiv zu sein scheint.
Somit heißt es nun: Ostkurs! Wir fliegen nördlich an Nauders vorbei zu den davon östlich gelegenen Bergen, den Seekarköpfen. Und schon wird es mit einem Mal recht „unentspannt“, denn ich finde mich unvermittelt unter Grat wieder, während der Duo über mir wegsteigt. Mist! Anscheinend ist der Bart eingeschlafen und kurzzeitig wird mir richtig warm, denn wenn ich hier absaufe muß ich schnellstens meinen Hintern durch das unlandbare Tal nach Norden Richtung Tösens bewegen. Dort gibt’s eine Landewiese, auf der ich dann über das vorzeitige Ende des Fluges sinnieren könnte. Aber ich darf kaum noch sinken, denn sonst schaffe ich es nicht dorthin. Ein halber Kreis geht mit 1,5 m aufwärts, die andere Hälfte aber mit 2,5 abwärts. So geht es immer weiter runter. Mist! Mist ! Mist! Junge, konzentrier dich, du mußt jeden Zentimeter rauslutschen! Nochmal nachzentrieren, keine Änderung. SCH…..!!!! Ich greife zum Mikro, um Jan Bescheid zu sagen. Da zieht er die Klappen und kommt runter; er will mich mit einer potentiellen Außenlandung nicht allein lassen – und siehe da – er rührt mit mir zusammen die Thermik neu an! Erst zaghaft, dann immer kräftiger – der Bart bekommt irgendwoher neues Leben eingehaucht und bald sind wir beide wieder in sicherer Höhe! Puuuuhhh, das war knapp! Gehört aber nun auch mal zum Segelfliegen, wie der süße Senf zur Weißwurst! Muss ich aber trotzdem nicht so schnell noch mal haben! Der Schweiß auf meiner Stirn kühlt langsam ab, ich mache das Schiebefenster auf und genieße nun umso mehr den jetzt problemlosen Flug weiter über das Kaunertal, Pitztal und Ötztal Richtung Stubaier Alpen. Unter uns eine Landschaft, die vom winterlichen Massentourismus geschunden wird, die sich aber immer (noch) zumindest teilweise in den Sommermonaten zu erholen scheint.
Die Respekt einflößende, fast 3800 m hohe Wildpitze liegt nun rechts von uns, eingebettet in die endlosen Schneeflächen und Gletscher des Similaun-Gletschers. Dort wurde übrigens „Ötzi“, die 5000 Jahre alte Gletschermumie gefunden. Meine rechte Tragfläche zeigt genau auf den Gipfel, aber nur für einen kurzen Moment, denn sie wird von einer heftigen Thermikböe angehoben. Also, nichts wie rein, das Flugzeug rechts herumgerissen – und schon liegen wieder 4 m/s Steigen an! Wahnsinn!
Endlich mal wieder richtig fliegen!Jan erliegt kurzzeitig der Versuchung, unseren Flugweg Richtung Wildspitze zu lenken und das Gletscherfeld zu queren; ein heftiges Lee lässt ihn allerdings diesen Gedanken nach kurzer Zeit wieder verwerfen!
Und so geht es weiter Richtung Sterzing. Dort quert die südliche Segelflug-Rennstrecke entlang des Hauptkamms den Brenner. Viele Flüge biegen hier nach Norden ab, um über den Brenner nach Innsbruck und von dort aus wieder nach Hause zu gelangen.
Aber das ist nicht der heutige Plan, wir fliegen weiter nach Osten zu den Defregger Alpen. Und hier breitet sich ein Panorama vor meiner Plexiglashaube aus, das man so schnell nicht mehr vergißt: Links die schneebedeckten Gipfel der 3000-er des Hauptkamms und rechts die rötlich-beige schimmernden bizarren Felsformationen der Dolomiten. Langkofel, die Sella, die Marmolada, der Rosengarten – alles liegt zum Greifen nah – und doch so fern! Ich spüre, wie mir angesichts dieser überwältigenden Naturschönheit das Wasser in die Augen steigt und ich mich an dem Ausblick nicht sattsehen kann.

Ergreifende Augenblicke auf den letzen Kilometern

Der Blick auf die Uhr reißt uns dann aus den Tagträumen, wir müssen zusehen, dass wir langsam wieder Richtung Heimat kommen. Aufgrund der hohen Wolkenbasis in fast 3500m ist es heute möglich eine, wie Jan sagt, totale „Non-Standard-Route“ nach Hause zu fliegen, nämlich direkt nach Norden über den Großvenediger und von dort aus dann Abgleiten bis nach Hause. So steuern wir zielgerichtet die dunkle felsige Südwestflanke des riesigen Schneefeldes des Großvenedigers an und werden mit einem stetigen Hangaufwind belohnt, der uns bis auf die Höhe des Gipfelkreuzes trägt. Ein ergreifender Augenblick, irgendwie fühle ich mich dem Schöpfer in dieser Minute näher als sonst und werde mir einmal mehr darüber klar, welch kleiner Furz ich mit meinem Fliegerchen in dieser Bergwelt bin.

Endlich mal wieder richtig fliegen!
Anflug auf den Großvenediger

Wir sind nun auf fast 3400m über NN und die Wolken im Norden vor uns liegen alle tiefer, so dass ich mir auf dem sich nun anschließenden, über 100km langen Endanflug Richtung Chiemsee zeitweise vorkomme wie in einem Airliner. So zirkeln wir um die Wolken herum, denn IFR wollen wir nun doch nicht fliegen. Mit ungefähr 130-150 km/h geht es nun langsam aber stetig Richtung Heimat. Wir halten uns jetzt westlich vom Zahmen Kaiser, dort generiert das Talwindsystem des Inntals einen Hangwind, der uns nochmals einen Höhengewinn beschert. So dass wir nun in absolut ruhiger Luft über den ganzen Chiemsee hinweg noch fast ca. 10 km weiter nach Norden ins flache Land fliegen können, bevor wir wenden und nochmals über den Chiemsee zurück endgültig Richtung Unterwössen fliegen. Langsam zieht die Fraueninsel und die Herreninsel mit Schloß Herrenchiemsee unter unseren Flächen durch. Der Blick voraus kann noch einmal über die großartige Bergwelt schweifen, in die wir nun langsam, aber sicher absinken. Ich lasse das Wasser ab und reihe mich in die Platzrunde ein. 3 Minuten später rolle ich im Gras der Landebahn 06 aus.

Stille – ich öffne die Haube. Es riecht nach Heu, Kuhdung und Nadelwald, der Logger hat 500km aufgezeichnet – ich bin glücklich!

Endlich mal wieder richtig fliegen!
Abgleiten über dem Chiemsee

Bericht von Ralf Lamers